Die zu Segelschiffszeiten ausgetragenen Seeschlachten waren brutal:
Buchstäblich bis in die Mastspitzen bewaffnete Schiffe mit mehreren kanonengespickten Decks übereinander fuhren jeweils in Kiellinie in denkbar geringstem Abstand aneinander vorbei und feuerten aus allen Rohren, was das Zeug hielt.

Dann wurde gewendet und derselbe Vorgang begann von neuem: war eben die Backbordseite dran, traf es nunmehr die Steuerbordseite. Jede Flotte legte dabei die Kriegsregeln so locker aus wie es irgend ging.

Großartige Spielregeln gab es in den Seekriegen dieser Epoche ohnehin nicht – bis auf zwei:
Die eine – die ›offizielle‹ – betraf die Flagge. Sie musste gezeigt werden.
Wurde sie niedergeholt – oder abgeschossen –, signalisiert das Niederlage bzw. Kapitulation.

Die andere Spielregel – die ›informative‹ – betraf die Beiboote der Kommandanten, die Kapitäns-Gigs. Und diese Regel könnte glatt von Monty Python ersonnen sein.

Vor der Schlacht verbrachte man die Wertsachen und die teuren Spirituosen ins Beiboot und hielt es achteraus im Schlepp, dort, wohin nicht geschossen wurde. Und sie wurden auch vom Feind nich gezielt angegriffen.
Die Offiziere selbst aber standen während des Gemetzels wie Wachsfiguren kerzengerade auf ihrem Achterdeck und waren für den Gegner ein Ziel ersten Ranges. Und am Heck befand sich auch die so sensible Flagge.

Bis die niederländischen Geusen auf die Idee kamen, ihre Flagge statt am Heck lieber ganz vorn auf dem Bugspriet zu setzen – und obendrein noch in einer Miniaturausgabe.
Das wurde von allen Marinen nachgeahmt und noch heute führt jedes Kriegsschiff am Bug die „Gösch“ (die Geusen-Flagge)

Das ist in der Regel die Nationalflagge.
Aber keine Regel ohne Ausnahme:
Die Gösch der USA ist nicht das Sternenbanner sondern eine Fahne, die eine Klapperschlange zeigt mit der Zeile:

„Don’t tread on me!“
(Tritt mir nicht auf den Schwanz!)